Green Legend Ran: Abenteuer auf dem Sandplaneten
Marcel Winatschek
In der Zukunft wird sich unser Planet in eine seltsame neue Welt verwandeln, in der die Menschen auf einer Erde ohne Regen oder Ozeane verharren müssen - nur in weiten, ausgedörrten Wüsten, in denen zwei Jugendliche ums Überleben kämpfen und auf der Suche nach Hoffnung sind. Das Meer, der Himmel und das Land sind von der Menschheit völlig verschmutzt worden, als mysteriöse Objekte vom Himmel fallen. Diese gigantischen Strukturen stürzen auf den Planeten und saugen di…

Green Legend RanAbenteuer auf dem Sandplaneten
In der Zukunft wird sich unser Planet in eine seltsame neue Welt verwandeln, in der die Menschen auf einer Erde ohne Regen oder Ozeane verharren müssen - nur in weiten, ausgedörrten Wüsten, in denen zwei Jugendliche ums Überleben kämpfen und auf der Suche nach Hoffnung sind.
Das Meer, der Himmel und das Land sind von der Menschheit völlig verschmutzt worden, als mysteriöse Objekte vom Himmel fallen. Diese gigantischen Strukturen stürzen auf den Planeten und saugen die Luft, das Wasser und die meisten Lebewesen in ihren Schoß und rauben der Erde die Essenz ihrer Natur.
Die wenigen verbliebenen Bewohner der Erde kämpfen ums Überleben in einer feindseligen Umgebung und gegen eine unterdrückerische herrschende Rasse, die als die Rodo bekannt ist. Ein temperamentvoller Junge namens Ran kämpft gegen die Rodo und eine Welt, in der Regen nur eine Legende ist.
Green Legend Ran von Yu Yamamoto und Satoshi Saga aus den Jahren 1992 und 1993 ist einer dieser Animes, die nur selten auf Kultlisten auftauchen. Klar, Akira, Chihiros Reise ins Zauberland oder Perfect Blue sind immer vertreten, aber Green Legend Ran fristet seit jeher ein Nischendasein - und das vollkommen zu Unrecht.
Tatsächlich ist der Film einer der wenigen Titel, die ich mir damals im Katalog von A.C.O.G, der Anime Connection of Germany, als VHS-Kassette bestellt habe. Neben El Hazard und einem Musikvideotape von Bubblegum Crisis. Warum auch immer. Eigentlich wollte ich mir ja immer mal die Otakudokumentation holen. Aber für die war ich damals noch zu jung, schließlich durfte man die erst ab 18 ordern.
Wie eingangs erwähnt, spielt Green Legend Ran in einer postapokalyptischen Erde im Science-Fiction-Stil, die sich nach einer außerirdischen Invasion, bei der sechs der sogenannten Rodo, eine Rasse von scheinbar riesigen Monolithen, aus dem Weltraum auf die Erde gestürzt sind und dadurch einen massiven Klimawandel bewirkt haben, der die Ozeane und den Regen vollständig ausgelöscht hat, weitgehend in eine riesige Wüste verwandelt hat.
Zu dieser Zeit ruinierte die Menschheit die Umwelt und machte eine Art Apokalypse unausweichlich, ähnlich wie andere umweltorientierte Anime wie Nausicaä aus dem Tal der Winde, Nadia: The Secret of Blue Water oder Future Boy Conan.
In dieser brutalen neuen Welt haben sich zwei polarisierte Fraktionen herausgebildet: Die erste Fraktion, die Rodoisten, sind eine fanatische religiöse Sekte, die die Rodo verehren und gleichzeitig hydraulische Despotie praktizieren. Alle Gemeinschaften sind um einen der Monolithen herum gruppiert, da sie die einzigen verbliebenen Quellen für Wasser und Nahrung sind - das meiste davon wird ganz in der Nähe der Monolithen in dem gesammelt, was sie das Heilige Grün nennen.
Reisen zwischen den Gemeinschaften sind selten, da die Umwelt ab einer gewissen Entfernung von den Monolithen so versiegt, dass die Luft selbst nicht mehr geatmet werden kann, was raumschiffähnliche Fahrzeuge unter Druck erforderlich macht. Die zweite Fraktion, die Hazard, ist eine geheime revolutionäre Bewegung, die sich gegen die Rodoisten stellt.
Der Protagonist Ran ist ein junger Waisenjunge, der sich den Hazard anschließen und den Mann mit der Narbe auf seiner Brust finden und rächen will, der seine Mutter getötet hat. Er gerät mitten in eine Schlacht zwischen den Hazard und den Rodoisten, in der er ein seltsames silberhaariges Mädchen namens Aira trifft.
Ran hilft einigen Hazard-Scouts bei der Flucht aus seiner Stadt und schließt sich ihnen an. Bald darauf greift die Rodoisten-Armee die Hazard-Basis an. Aira wird gegen ihren Willen von den Hazard zwangsevakuiert. Ran versucht, an Bord des Sandschiffs zu gelangen, scheitert aber und beginnt, es in einem gestohlenen Druckanzug durch die Wüste zu verfolgen.
Er wird von reisenden Wasser- und Lebensmittelhändlern gerettet, kurz bevor ihm die Luft ausgeht. Der Anführer der Händler, ein nachdenklicher Mann namens Jeke, bietet Ran seine Hilfe bei der Rettung von Aira an. Die Rettung geht schief, als die Rodoisten das Hazard-Sandschiff angreifen und Aira zurückerobern, während Ran und die Händler versuchen, das gleiche Sandschiff zu infiltrieren.
Green Legend Ran ist ein in drei Kapiteln unterteilter, fulminanter Abenteuerfilm mit charakteristisch liebevoll ausgearbeiteten Charakteren, die nach der Apokalypse ihr Glück finden wollen. Was in einer staubigen Barackenstadt beginnt, entwickelt sich schnell zu einer epischen Reise durch Wüsten, Wälder und heilige Städte, um das Geheimnis hinter den Rodos zu lüften.
Das von den bekannten Zeichnern Kenji Teraoka und Yoshiharu Shimizu mitentwickelte Werk strotzt nur so vor Action, Humor und dem ein oder anderen Hauch Romantik, ist zeitweise ziemlich brutal und zeigt gegen Ende hin mehr entblößte Brüste als so mancher Hentaimanga.
Natürlich kann man Green Legend Ran als Metapher für die Umweltkatastrophe sehen, auf die wir als gesamte Spezies nun einmal zweifellos zusteuern. Wurden die Rodo womöglich von der Erde gerufen, um die Menschheit davon abzubringen, weiteres Unheil anzurichten? Wer weiß.
Wer auf einen vollgestopften Abenteueranime mit allerlei kerniger Typen, gigantischer Sandschiffe und religiöser Fanatiker steht und ein bisschen Blut nicht abgeneigt ist, der wird mit Green Legend Ran genauso viel Spaß wie ich haben. Unter anderem auch wegen der ganz großartigen Musik von Yoichiro Yoshikawa. Und, wer weiß, vielleicht ist der Film am Ende ein gar nicht so abwegiges Zukunftsszenario für die echte Welt...
Donnerstag, der 23. Februar 2023
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