Newsletter abonnieren   Newsletter abonnieren
Marcel WinatschekPhilosophische Texte über Gestaltung, Informatik und digitale Populärkultur
One Cut of the Dead: Pleiten, Pech und Zombiepannen
© Plaion

One Cut of the DeadPleiten, Pech und Zombiepannen

Ich habe mir gestern Abend endlich Shinichiro Uedas Film One Cut of the Dead aus dem Jahr 2017 angesehen. Und was soll ich sagen? Er ist, wie jeder, der ihn bisher gesehen hat, bezeugen kann, absolut fantastisch. Das große Problem dabei ist, dass man eigentlich gar nichts über ihn verraten darf, nicht einmal das Genre, weil man sich sonst jeglichen Spaß nimmt.

Nur so viel: One Cut of the Dead beginnt in einem heruntergekommenen, verlassenen Lagerhaus, in dem ein Filmteam gerade einen Zombiestreifen dreht... Doch natürlich ist es kein gewöhnliches Lagerhaus. Es wird behauptet, dass hier militärische Experimente stattgefunden haben... an Menschen! Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich echte Zombies auf und terrorisieren die Crew. Es beginnt ein blutiger Kampf ums Überleben...

Was klingt wie ein 08/15-Müll aus der Retortentonne verwandelt sich spätestens nach der siebenunddreißigsten Minute in einen der unterhaltsamsten Indiestreifen der vergangenen Jahre. Der 1984, also im selben Jahr wie ich, geborene Shinichiro Ueda schafft es, mit den Erwartungen der Zuschauer zu spielen und reißt die Stimmung des gesamten Films mit einem Mal so herum, so dass man nicht mehr genau weiß, wo vorne und wo hinten ist.

Ich hätte nie gedacht, dass der Film so gut ankommt, erzählt der Regisseur Shinichiro Ueda, der bereits für Titel wie One Room, So I'm a Spider, So What? und Science Fell in Love, So I Tried to Prove It verantwortlich war, dem japanischen Fernsehsender NHK. Eigentlich mag ich Zombiefilme gar nicht so sehr. Leute fragen mich, wie die Zukunft der Zombiefilme meiner Meinung nach aussieht. Und ich antworte: Das ist mir vollkommen egal.

Die Struktur der Geschichte hat es notwendig gemacht, dass es ein One-Shot-Film sein musste, antwortet Shinichiro auf die Frage nach der Art des Films. Wir hatten nur ein Budget von drei Millionen Yen und engagierten Schauspieler mit wenig Erfahrung und junge Leute. Aber das gab uns wiederum eine Lebendigkeit, die ein normaler fiktiver Film nicht hat. Sie zeigt die Herausforderungen, die wir bei der Arbeit des Films hatten, und das wiederum fügt dem Ganzen eine Art Dokumentationscharme hinzu. Die Charaktere in dem Film sind nicht besonders charmant, aber beim Zuschauen fühlt man doch eine gewisse Verbindung zu ihnen.

One Cut of the Dead lebt von den Pleiten, Pech und Pannen beim Dreh und der Tatsache, dass man sich beim ersten Anschauen der legendären siebenunddreißig Minuten genau die Dinge dachte, die später plötzlich einen Sinn ergeben. Dass einige Szenen viel zu lang sind, dass die Schauspieler oft verzweifelt in willkürliche Richtungen blicken, dass die Action manchmal komplett außerhalb des Bildes passiert.

Ich würde ja sagen, dass One Cut of the Dead tief im Kern ein Film über die Familie ist. Aus Gründen, die sich dem Zuschauer natürlich erst am Ende offenbaren. Zumindest steckt Shinichiro Uedas Werk voller Überraschungen und wird mit jeder Minute nicht nur witziger, sondern nimmt auch immer mehr Form an. Wer also dem Einheitsbrei für knapp zwei Stunden entfliehen möchte, der ist in der Zombieschnetzelei von One Cut of the Dead überaus gut aufgehoben. Keep rolling!

One Cut of the Dead: Pleiten, Pech und Zombiepannen© Plaion

Freitag, der 17. Februar 2023

Kommentar schreiben