Solaryman: Hüpfende Väter
Marcel Winatschek
Als ich in Tokio einmal nicht schlafen konnte, habe ich mich bei Sonnenaufgang aus dem Haus geschlichen und bin in Begleitung von ein paar Katzen, Kakerlaken und joggenden Rentnern durch die ruhigen Wohnviertel der sonst so plärrenden Stadt gezogen. Vorbei an verlassenen Parks, geschlossenen Schulen und leeren Straßen. Das ging solange gut, bis ich sie plötzlich hörte, die Armee der japanischen Geschäftsmänner, gähnende, in Anzüge gepackte, moderne Samurai, die nicht…

SolarymanHüpfende Väter
Als ich in Tokio einmal nicht schlafen konnte, habe ich mich bei Sonnenaufgang aus dem Haus geschlichen und bin in Begleitung von ein paar Katzen, Kakerlaken und joggenden Rentnern durch die ruhigen Wohnviertel der sonst so plärrenden Stadt gezogen. Vorbei an verlassenen Parks, geschlossenen Schulen und leeren Straßen.
Das ging solange gut, bis ich sie plötzlich hörte, die Armee der japanischen Geschäftsmänner, gähnende, in Anzüge gepackte, moderne Samurai, die nicht mit Schwertern ihrem Land dienten, sondern mit Computern, gesichtslose Heerscharen, die nicht durch die Bahnhöfe marschierten, sondern flossen, wie reißende, schwarze Bäche.
Yuki Aoyama enttarnt diese namenlosen Krieger, und zwar, wer hätte es gedacht, als lebensfrohe Menschen, die mehr als nur ihrer Arbeit nachgehen und ihre Firma glücklich machen. Sie haben Familien, Kinder, Träume. Und in “Solaryman“, einer Wortschöpfung aus “Geschäftsmann” und “Himmel”, hüpfen sie neben ihren peinlich berührten, aber fröhlich grinsenden Töchtern gen Wolken. Und ich mag das, ich mag das sehr.
Donnerstag, der 26. September 2019
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