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Marcel WinatschekPhilosophische Texte über Gestaltung, Informatik und digitale Populärkultur
Igittigitt auf Instagram: Hört auf, eure Füße zu fotografieren!
© Brandon Hoogenboom

Igittigitt auf InstagramHört auf, eure Füße zu fotografieren!

Wenn eine Sache nicht gerade zu den Stärken dieser Generation zählt, dann ist es Individualität. Ihr rennt in Massen zu Starbucks, ihr postet in Scharen auf Facebook, ihr hört geschlossen dieselben 08/15-Indie-Bands wie jeder andere auch. Und mit eurem in Tonnen gekauften iPhones macht ihr Fotos von den immer selben, langweiligen Sachen.

Erst dachtet ihr, dass jeder unbedingt eure zusammen gepressten Lippen als Profilfoto sehen will. Weil ihr das von irgendwem kopiert habt. Dann seid ihr darauf gekommen, jeden Morgen euer Früchtemüsli abzulichten. Weil ihr das von irgendwem kopiert habt. Und jetzt wird man von nackten Füßen mit Filtern geradezu überschwemmt. Weil… genau.

Da scheint gerade einmal seit wenigen Tagen die Sonne und es wird ein paar Grad wärmer schon haut es bei euch die Persönlichkeitssicherung raus und in euch flimmert nur noch ein Gedanke: Dass ihr unbedingt eure sonst in Nike Air Max gepressten Quadratlatschen auf der Wiese, auf der Bierbank, im See um die Ecke verewigen müsst.

Dabei weiß sogar die amerikanische News-, Meme- und Reddit-Copycat-Seite BuzzFeed, dass Füße fotografieren zu den nervigsten Klischees auf Instagram, Twitter und Facebook überhaupt zählt und es wirklich jedem zum Hals heraushängt, sich durch ein Meer aus bunt lackierten Zehen zu tippen.

Am schlimmsten sind diejenigen von euch, die sich erst stundenlang rasieren und die Nägel lackieren, sich anschließend in ein idyllisches Postkartenmotiv legen und unter dem mit VSCO verhunzten Foto schreiben, wie hässlich sie doch eigentlich ihre Füße finden. Aber dann denken, dass ihre 52 Follower das doch unbedingt sehen wollen.

Die Wahrheit ist: Nein! Niemand will eure Latschen sehen, besonders nicht mehrere Dutzend verschiedene pro Minute, wenn man sich einmal dazu herablässt und gelangweilt durch den Instagram-Feed scrollt. Außer ein paar sehr seltsame Typen – aber die können sich auch auf gewissen billigen Fetischseiten aufgeilen.

Hier ist die Faustregel für jeden von euch, der gerade im Begriff ist, seine nackten Unterteile zu fotografieren: Bist du Selena Gomez? Nein? Bist du Scarlett Johansson? Nein? Bist du Karlie Kloss? Nein? Gut, dann lass' es sein! Zurück mit dir an das Frühstücksmüsli, die Sonnenuntergänge und, wenn es denn unbedingt sein muss, dein Gesicht. Oder noch besser: Lass' dir mal was Neues einfallen!

Sonntag, der 29. Oktober 2017

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