Shiori Ikeno: Der letzte Sommer
Marcel Winatschek
Wenn man nicht aufpasst, ist er plötzlich da und kurz darauf auch schon wieder vorbei: Der letzte Sommer. Die nie wiederkehrenden Tage einer Zeit, in der man noch vor der echten Welt fliehen konnte. Gemeinsam mit seinen Freunden huschte man durch die Stadt, über die Felder, in den kühlenden See, vorbei an denjenigen, die bereits festgewachsen waren und sich nichts sehnlicher wünschten, als wieder ein Teil dieser realitätsverweigernden Rebellen zu sein. Die Fotografin…

Shiori IkenoDer letzte Sommer
Wenn man nicht aufpasst, ist er plötzlich da und kurz darauf auch schon wieder vorbei: Der letzte Sommer. Die nie wiederkehrenden Tage einer Zeit, in der man noch vor der echten Welt fliehen konnte. Gemeinsam mit seinen Freunden huschte man durch die Stadt, über die Felder, in den kühlenden See, vorbei an denjenigen, die bereits festgewachsen waren und sich nichts sehnlicher wünschten, als wieder ein Teil dieser realitätsverweigernden Rebellen zu sein.
Die Fotografin Shiori Ikeno aus Tokio hielt ihren letzten Sommer mit der Kamera fest. Ihre Bilder gewähren uns intime Einblicke in eine Phase, in der Erwachsenwerden noch keine Option war. Hier herrscht jugendliche Anarchie, von der fernöstlichen Gesellschaft verpönte Freiheit und eine bedingungslose Lebensfreude, die viele von uns längst verloren haben, irgendwo da draußen, vor langer Zeit.
Egal ob frühmorgens vor dem Kaufhaus, tagsüber im Vergnügungspark oder spät abends auf den Straßen der japanischen Hauptstadt, Shiori und ihre Weggefährten feiern ihr kleines Universum und die Leute, die darin existieren. Doch auch sie konnten eine unausweichliche Wahrheit nicht für immer ignorieren: Der letzte Sommer kommt bestimmt. Und wenn er dann letztendlich vorbei ist, wünschen wir uns nichts sehnlicher, als wieder ein Teil dieser realitätsverweigernden Rebellen zu sein.
Samstag, der 4. Februar 2023
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