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Marcel WinatschekPhilosophische Texte über Gestaltung, Informatik und digitale Populärkultur
Liebe Frauen...: Alle Männer wollen mit euch schlafen
© Toa Heftiba

Liebe Frauen...Alle Männer wollen mit euch schlafen

Ich könnte euch jetzt eine ellenlange Geschichte darüber schreiben, dass Freundschaft ein dehnbarer Begriff ist. Dass es jede Menge Arten von Freundschaften gibt. Gleichwertige Freundschaften zum Beispiel, von denen alle Teilhabenden zehren. Und unehrliche Freundschaften, von denen einer mehr hat als der andere. Aber ich versuche es euch anders zu erklären.

Liebe Frauen, die männlichen Freunde, die ihr zu haben glaubt, teilen sich selbst in drei Gruppierungen ein. Erstens: Die Schwulen. Zweitens: Diejenigen, die heimlich in euch verliebt sind und nur auf den richtigen Moment warten, dass sie euch die Klamotten vom Leib reißen und wild auf euch herum hüpfen dürfen. Davon träumen sie schließlich jede Nacht, und das oft seit Jahren.

Und drittens: Diejenigen, die zwar nicht wirklich etwas von euch wollen, aber sich die Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen würden, wenn ihr unten ohne auf dem Boden kniet und es jetzt einfach mal wieder braucht. Was auch immer das genau sein mag. Penis nehmen, in die Vagina oder sonst wo hinschieben, so schwer kann das ja nicht sein.

Wenn ihr nicht gerade Pilze am Kinn, Eiterblasen auf der Stirn oder Mundgeruch bis nach Jerusalem habt, dann haben sich alle, ja, alle eure männlichen "Freunde” schon einmal vorgestellt, wie ihr wohl nackt ausseht und wie ihr im Bett seid. Ob ihr laut Namen stöhnt oder ganz leise kommt, ob ihr kratzt oder beißt oder auf Dinge steht, auf die selbst das Internet keine Antwort weiß.

Sind eure Brüste groß oder klein, straff oder hängend, stehen eure Nippel oder verstecken sie sich, seid ihr rasiert oder buschig, habt ihr schmale Schamlippen oder wuchernde Fetzen. Auf diese Fragen adäquate Antworten zu finden, darauf sind wir schließlich programmiert, vollkommen egal, wie sehr uns die Gesellschaft in Verhaltensmuster drängt, die uns in höfliche, soziale und bedachte Mitglieder der Gemeinschaft verwandeln. Dabei ist es irrelevant, ob wir das wollen oder nicht.

Natürlich ist eine Freundschaft zwischen Frauen und Männern theoretisch möglich. Aber nur solange, bis irgendeiner von beiden psychisch austickt und plötzlich Gelüste entwickelt, deren Wurzeln älter sind als alles, woran wir uns erinnern mögen. Nur ständige Zurückhaltung und Abwägen hält die meisten davon ab, sich wie wild aufeinander zu stürzen, als würde es kein Morgen mehr geben.

Und warum auch nicht? Freundschaften, die sich in Beziehungen verwandeln, sind doch der perfekte Weg. Man weiß genau, auf was man sich beim anderen einlässt, kennt seine Stärken und Schwächen, ist sich darüber bewusst, was er mag und was nicht, hat womöglich bereits einen gemeinsamen Freundeskreis. Praktischer geht’s doch gar nicht!

Das gilt nicht nur für Frauen und Männer. Sondern auch für Männer und Männer. Und Frauen und Frauen. Und Transsexuelle und Intersexuelle und Transgender. Und vielleicht auch für Tiere. Manch einer schafft es ja sogar, Freundschaft und Sex gekonnt miteinander zu vermischen, ohne damit die zwischenmenschliche Beziehung vollkommen zu zerstören.

Wenn ihr also das nächste Mal eure sogenannten männlichen Freunde darauf testen wollt, ob sie womöglich mehr wollen, als nur mit euch abzuhängen, Filme zu gucken und einen durchzuziehen, dann ladet sie doch einfach mal zu euch nach Hause ein, und schlagt ihnen ernsthaft vor, es jetzt und hier zu tun. Ohne Konsequenzen. Wer würde dazu schon nein sagen?

Montag, der 14. Mai 2018

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